Rhetorik-Spickzettel

Tropen und Figuren im Überblick

Aus der fast unüberschaubaren Vielzahl von rhetorischen Figuren habe ich einige ausgesucht und sie zu kategorisieren versucht. Die Auswahl ist eher willkürlich und nicht wissenschaftlich begründet. Es ging vielmehr darum, Ziele zu definieren, die mit rhetorischen Figuren/Tropen zu erreichen sind.

Rhetorik: Das Wort ist abgeleitet aus dem altgriechischen „rhētorikḗ“ und bedeutet so viel wie „Redekunst“ oder „Kunst der Beredsamkeit“.

Rhetorische Figuren: Die Tropen (Tropus; gr. Wendung) oder Gedankenfiguren (figurae ententiarium) betreffen die Semantik (gr. Bedeutungslehre). Sie sind ein Ausdrucksmittel der „uneigentlichen Rede“, also Wörter oder Wendungen, die nicht im eigentlichen Sinne, sondern in einem übertragenen, bildlichen gebraucht werden.

Die Wandlung führt nicht zu einem Synonym. Es entsteht vielmehr eine (hoffentlich) anschaulichere Darstellung, ein Gleichnis oder ein treffender Vergleich. Die Tropen erfordern folglich einen Gedankensprung vom Gesagten zum Gemeinten.

Während Tropen bereits im Austausch eines einzelnen eigentlichen Wortes durch ein uneigentliches Wort bestehen können, beziehen sich rhetorische Figuren auf ganze Wortgefüge aus eigentlichen Worten. Die Grenzen sind hier fließend, weshalb die Begriffe häufig synonym verwendet werden. (Definition nach Wikipedia 2022)

Tropen und Figuren: Fünf Ziele

  1. Das bessere Wort  

  II. Das Ohr liest mit     

III. Denk-mal-Pflege 

IV. Kreuz-, Doppel- und Widerworte  

V. Würzen durch Kürzen.

Ziel I.     Das bessere Wort

 Langweilige, abgegriffene Ausdrücke ersetzen, verbildlichen, umschreiben – Überraschen.

Allegorie       = ein sinnliches Bild ersetzt einen abstrakten Begriff. z.B. Sensenmann für Tod

Metapher    = Verkürzt um Vergleichspartikel („etwa“, “wie”).                                                           Vergleich: Caesar ist so stark wie ein Löwe.  Metapher: Cäsar, der Löwe.

Metonymie = Umbenennung: ersetzter und ersetzender Ausdruck stehen in einem räumlichen, zeitlichen oder kausalen Kontext. Beispiele:        

Athen Athen gibt Euro auf (räumlich) – Das Mittelalter glaubte an     (zeitlich) –  Fetzen flogen, weil…  (kausal für Streit)

Periphrase = (Umschreiben), um Wiederholungen zu vermeiden.

Beispiele

Mutter der Nation (Merkel) – Vater des Wirtschaftswunders (Erhard) – Schnäppchen-König (Wulff)

Personifikation = Ein Name steht für eine Institution/Land o.ä. z.B. Uncle Sam – der deutsche MichelVater Rhein

Archaismus= ungebräuchlicher, älterer Ausdruck   z.B. getreulich, Füllhorn

Neologismus = Neuschöpfung, Umgestaltung z.B.  unabsteigbar

Ziel II. Das Ohr liest mit

Den n Text zum Klingen bringen                                           

Alliteration: gleicher Anlaut. z.B. Wild wogten weiland Wellen wider Wotans Wut

Anapher = Wiederaufnahme eines Wortes/einer Wortgruppe. Beispiel:                                      Pfui über allen Tod. Durch Schwert, durch Feuer, durch Gift, durch Strick

Anaphora = Wiederholung am Anfang folgender Sätze: I have a dream, that one day….I have a dream –   that my four little children…

Epiphora = Wiederholung am Ende folgender Sätze. Was ist des Toren höchstes Gut? Geld Was verlockt selbst die Weisen?   Geld

Emphase = Betonung, Hervorhebung z.B.  Menschen, Menschen, welche Brut…

 Ziel III. Denk-mal-Pflege

 Denkanstöße geben durch atypische Formen

 Ironie = sich friedlich stellen, sich zunächst scheinbar zum Komplizen machen, das Argument aufblasen und es so ad absurdum führen. z.B. Großartig, wie du das hingekriegt hast

Paradoxon = scheinbarer oder tatsächlicher Widerspruch. z.B.  ich weiß, dass ich nichts weiß

Erotema Fragekunst. Durch Fragen lehren und lernen, durch Fragen entlarven, zur Klarheit zwingen

Auch rhetorische Frage. Teasern (Aufmerksamkeit auf  Nachfolgendes lenken), verniedlichen, provozieren

Hyperbel (Hype)= Überspitzung, einprägsame (oft witzige) Übertreibung.. z.B. Ein Meer von Tränen – Todmüde

Litotes = Untertreibung/Understatement. z.B. Hochwasser in London. Der Butler meldet: „Die Themse, Sir.“

Euphemismus = Umschreiben, um zu verhüllen, zu erharmlosen, zu vertuschen, zu vbeschönigen. z.B.  Ethnische Säuberung (Völkermord), Vollschlank (fett)

 IV. Kreuz-, Doppel-, Widerworte

 atypische Wortfolgen machen aufmerksam

Antithese= Gegensatz-Paarung. z.B. Gut und Böse, Hass und Liebe, Leben und Tod

Parallelismus = Wiederholung bei gleichem Aufbau   

analog: Wer hat, der hat

konträr:      Die Nacht ist dunkel, der Tag ist hell

Chiasmus = Überkreuzstellung der Satzteile a b + b a

Er tut nicht, was er will – Er will nicht, was er tut

Inversion = Veränderung der üblichen Reihenfolge im Satz- OPS-Prinzip statt SPO-Subjekt-Prädikat-Objekt. z.B. Ein Dieb ist er

Klimax= Steigende Reihung; Qualitativ oder quantitativ. z.B. Hunderte, tausende, zehntausende kamenGut, besser, Paulaner

V.  Würzen durch Kürze

weniger ist manchmal mehr

 Ellipse = Auslassen, kürzen, verdichten der Aussage. z.B. Kein schönes Land in dieser Zeit …Ende gut, alles gut

Anakoluth = Satzbruch; häufig in dem mündlichen Reden. Ausstieg aus einem beginnenden Satz:

 Also ich weiß nicht…

 Korrektur/Rückzug im Satz:

Sie ist wirklich nett…also   meistens jedenfalls

oder Umstieg von einer Konstruktion auf eine andere:

 Wenn ich abends nicht einschlafen kann, ja denke ich…

Synekdoche = Das ersetzte Wort ist enger oder weiter als der ursprüngliche Begriff. Die Bedeutungen beider Wörter sind ähnlich, aber nicht identisch

Synekdoche-Formen

Pars pro toto: Solange du unter meinem Dach wohnst    (Ein Teil „Dach“ steht für das „Ganze“ Haus“)

 totum pro parte: Deutschland ist Weltmeister

(Das Ganze „Deutschland“ steht für einen Teil „Nationalmannschaft“)

Genus pro specie: das Eisen stach ihm in der Brus                                           (Die Art/Gattung „Eisen“ steht  für das Spezielle  „Schwert“)

Individuum pro specie: Brot für die Welt

(Das Einzelne „Brot“ steht für die  Gattung/Kategorie „Lebensmittel“)