In der November-Ausgabe von „Dreyers Nachlese“ läuft die Gerüchte-Küche wieder heiß, werden Bremsen gestartet und lassen Gasspeicher es knacken. Zum Glück hat die „Welt“ entdeckt, dass man auch an seinen Fähigkeiten leiden kann. Karlheinz Dreyer nimmt in seiner Monatskolumne alles aufs Korn, was nicht bei Drei im Fass ohne Boden ist. Seine Kolumne finden Sie ab sofort in der „Schreibstube“ unter www.Spectatormedien.de – Viel Spaß. Ein Interview mit dem Mann, der gegen Schludrigkeit zu Felde zieht, finden Sie auch im “Newsroom”.

Karlheinz Dreyer November 2022


Dreyer: Wie sie bei Springer auf drei zählen.
Der Streik zwischen GDL und SWEG sorgt auch am Donnerstag für Probleme im Zugverkehr, hieß es im SWR.
Dreyer: Einen Streik zwischen der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und der Südwestdeutschen Eisenbahngesellschaft (SWEG) hat es aber nicht gegeben. Die GDL hat die SWEG bestreikt.
Dreyer: Was wirklich interessant war am G-7-Gipfel in Münster, stand in den Westfälischen Nachrichten:
Das offenbar aus protokollarischen Gründen entfernte Kreuz im Friedenssaal schlägt in den Berichten zum G7-Treffen hohe Wellen


Dreyer: In der Sorge um das christliche Abendland ging unter, daß das wellenschlagende „Kreuz“ ein Kruzifix ist, also ein Kreuz mit Jesusfigur. Die Bild-Zeitung hat das immerhin im Text erwähnt. „Abgehängt“ wurde das Kruzifix übrigens auch nicht, es stand auf einem kleinen Podest und mußte nur weggetragen werden.

Dreyer: Fachkräftemangel beim katholischen Online-Magazin „Kirche und Leben“, wo man es wissen sollte: „Kreuzabnahme“ bedeutet, Jesus wird vom Kreuz abgenommen.
Humanistischer Pressedienst:
Christliche Traditionalisten aus Freikirchen glauben immer noch, dass Gott die Welt in sechs Tagen geschöpft hat, hieß es beim Humanistischen Pressedienst.
Deyer: Freikirchler und andere glauben an einen Gott als Schöpfer und daran, daß er die Welt geschaffen hat.

Dreyer: Das würde bedeuten, daß er Praxisschließungen für falsch hält und seine Kollegen davor warnt. Gemeint ist aber, daß er Praxis-schließungen für möglich hält.

Dreyer: Fische und Schiffe können auf dem Trockenen liegen. Ein See trocknet aus.

Dreyer: Nicht das Klima hat das Gemälde attackiert, es waren sogenannte Klima-Aktivisten.

Dreyer: Es heißt anfällig für.

Dreyer: Die iranischen Kollegen haben nicht versucht, jemanden (oder gar die Deutsche Welle) einzuschüchtern. Jemand hat versucht, die iranischen Kollegen einzuschüchtern.

Dreyer: Es fehlt ihnen an der Fähigkeit, sie scheitern an den Aufgaben und wenn sie groß sind, schreiben sie für Springer.
Die Tamburins rasseln krisper, die Kuhglocke in ‘Taxman’ dengelt prägnanter. So steht’s in einer CD-Besprechung der Süddeutschen Zeitung.
Dreyer: Der Plural von Tamburin heißt Tamburine. Das Wort krisp gibt es nicht – nur das Wort krispen, aber das hat mit Leder und Gerberei zu tun. „Dengeln“ schließlich bedeutet glatthämmern oder glattklopfen: Der Bauer dengelt die Sense. Aber vielleicht versteht die Schreib-kraft ja was von Musik.

Dreyer: Das ist Reklamedeutsch und Werbung für ein Suhrkamp-Buch. Erst wenn man die Anzeige anklickt, bekommt das Kauderwelsch einen Sinn:


Dreyer: Wie schnell kann ein Termin sein? Gemeint ist ein früherer Termin. Aber kann eine Bremse starten?

Dreyer: Sie verwehrt sich nicht. Sie wehrt sich oder verwahrt sich.
Der Wunsch, mit VW-Chef Oliver Blume zu sprechen, blieb den Protestierenden verwehrt.
Dreyer: Auch beim Münchner Merkur benutzen sie verwehrt verkehrt. Einen Wunsch kann man niemandem verwehren. Der Wunsch blieb unerfüllt. „Verwehren“ bedeutet, jemandem etwas nicht erlauben.

Dreyer: Die Würm ist ein 40 Kilometer langer Fluß in Bayern, aber um sie geht es wohl nicht. Gemeint ist eine Entwurmungskur

Dreyer: Sie wünscht sich keine Mutter, sie wünscht sich, Mutter zu werden
Sie tappte vor ihrer Freundin – und Chefin – her ins Wohnzimmer, wo ein kalter Ofen untätig herumstand, schreibt die Krimi-Autorin Charlotte Link.
Dreyer: Untätig herum-stehende Öfen haben ihre Entsprechung in den Telefonen, die nicht stillstehen. Dazu paßt ein Satz aus dem Wiener Standard: Die Gerüchteküche läuft jetzt heiß.
Im Gegensatz zu mancher es mit der Jugendsprache übertreibenden Gegenwartsliteratur hat man es hier mit einem Erzählen im hohen, bisweilen auch altbackenen Ton zu tun, das inzwischen sehr unge-wöhnlich wirkt
Dreyer: Ein es mit dem flüssigen Formulieren nicht so habender Feuilleton-Redakteur der FAZ …
Eine Koalition aus Grünen, CDU, SPD, FDP und Volt wollen nun am 6. November per Bürgerabstimmung eine Abwahl des Oberbürgermeisters durchsetzen, wird in der taz gemeldet.
Dreyer: „Eine Koalition wollen durchsetzen“ ist entweder mißlungenes Multikulti oder Schlamperei.

Dreyer: Tut er nicht. Er wirbt für Zusammenhalt.

Dreyer: Spontan bedeutet „aus innerem Antrieb“, „ohne langes Über-legen“. Gemeint ist, die Sendung mußte kurzfristig abgesetzt werden.
Die Basilika Sacré-Coeur (Herz Jesu) ist ein Wahr-zeichen vom Kaliber des Eiffelturms; jährlich zieht sie elf Millionen Touristen an, am zweitmeisten aller Pariser Monumente, stand in der Frankfurter Rundschau.
Dreyer: Statt „am zweitmeisten“ sollte es besser heißen „und liegt damit an zweiter Stelle“. „Vom Kaliber des Eiffelturms“ ist eine recht eigenwillige Formulierung.

Dreyer: Burda-Bildersprache.
Mehr als 20.000 Bäumchen der Hoffnung: Erlen, Buchen, Weißdörner, Schlehen, Hartriegel
Dreyer: Ach, SPIEGEL, an Döner gedacht? Die Mehrzahl von Weißdorn heißt Weißdorne oder Weißdornbüsche.

Dreyer: Das Klima kann nicht finanziert werden. Gemeint ist die Finanzierung von sogenannten Klimaschutzprogrammen.

Dreyer: Von Zielen kann man sich nicht freikaufen. Deutschland zahlt, weil es die Klimaziele nicht erreicht.

Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs und den erneuten Drohungen Chinas, die Insel Taiwan gewaltsam zu erobern, mehrten sich die Stimmen, die vor einer wirtschaftlichen Abhängigkeit zu China warnten.
Dreyer: Beim WDR schreiben sie „Abhängigkeit zu“, richtig ist Abhängigkeit von.
Duisburg betreibt seit vielen jähren intensive Geschäftsbeziehungen nach China Dreyer: Ebenfalls beim WDR schreiben sie „Beziehungen nach“, richtig ist Beziehungen zu.
