Lektion 4: Rhetorik – Kunstvoll überzeugen
Ziele dieser Lektion
Mit Hilfe der Rhetorik abwechslungsreicher, überraschender, anmutiger, flüssiger und einprägsamer schreibenn.
Ein Sizilianer in Athen
Diese „Schreibstunde“ widme ich einem Sizilianer – Gorgias. Gorgias von Leontinoi. Der Überredungskünstler verhalf der Rhetorik im alten Griechenland zum Durchbruch. Seine Reden und Texte verfingen beim Publikum, weil sie abwechslungsreicher, farbiger, einprägsamer und unterhaltsamer gestaltet, waren als die seiner Mitstreiter.
Gelegentlich kam es ihm wohl aber auch mehr darauf an, zu überreden, statt zu überzeugen. Von da aus ist es zu „alternativen Fakten“ vielleicht gar nicht mehr so weit. Schauen wir mal.
Dieser Artikel ist recht umfangreich. Dafür finden Sie hier aber auch eine Fülle von Gedankenfiguren, die helfen können, ihren Text noch ansprechender zu machen.
Vor rund 2500 Jahren zog Gorgias von Leontinoi nach Athen, um Hilfe für seine Heimatstadt gegen den übermächtigen Tyrannen aus Syrakus zu erbitten. Der Mann aus Leontinoi argumentierte in der Volksversammlung von Athen offenbar so überzeugend, dass sich 427 v.Chr. tatsächlich eine Expedition auf den Weg machte und – scheiterte. Aber das lag nicht an Gorgias.
Gorgias von Leontinoi [1]war ein faszinierender Redner. Er entwickelte einen eigenen, von Metaphern, Klangfiguren und rhythmischen Formen durchsetzen Stil. Er soll die epideiktische Rede (Fest-, Lob- oder Prunkrede) entwickelt haben, die mit wohlklingenden Figuren der Form und des Inhaltes überzeugen will.
Nach der Definition des Aristoteles (384-322 v.Chr.) zielt solch ein geschliffener Vortrag auf den „genießenden“ Zuhörer.
Die Prunkreden des Gorgias begeisterten die Griechen so sehr, dass sie die angeblich vor allem in Sizilien gepflegte Form der „Rhetorik“ nun auch bei sich in Athen offiziell förderten.
Denn, um in Volksversammlungen und vor Volksgerichten bestehen zu können, war die Beherrschung der Redekunst (gr. Rhetorik) unverzichtbar. Nur mit klugen Argumenten, mit gezielt gesetzten emotionalen Appellen in einer geschickt gestalteten Rede, gab es eine Chance, die Zuhörer zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen.
Das Handwerk der Sophisten
Das war das „Handwerk“ der Sophisten (gr. Weisheitsbringer), der Wanderlehrer, die ihr Wissen gegen Bezahlung vermittelten. Die Überzeugungskraft der Rede stand bei ihnen im Vordergrund; nicht immer ging es dabei um Wahrheit. Zur sophistischen Kunst gehörte es auch, das Gegenüber im Falle eines Falles davon zu überzeugen, dass Falsches oder Widersprüchliches „richtig“ sei.
Wie die Sophisten verwendete auch der „Redekünstler“, Gorgias, paradoxe Wendungen und spitzfindige Behauptungen, um seine Meinung als plausibel und richtig hinzustellen, was ihm kritische Fragen des Philosophen Sokrates einbrachte.
Rhetorik, meinte Sokrates[2] im Disput mit Gorgias, ist „also offenbar die Meisterin der Überredung, die Zustimmung erstrebt, nicht aber Unterrichtung in der Frage von Recht und Unrecht.“:
„SOKRATES: Eben, weil ich mich hierüber wundere, Georgias, frage ich so langeschon, was doch eigentlich das Wesen der Redekunst ist. Denn ganz übermenschlich groß dünkt sie mich, wenn ich sie so betrachte…”[3]
GORGIAS: Ja, ich behaupte, es möge in eine Stadt, wo immer du willst, ein Redekünstler kommen und ein Arzt, und wenn sie vor der Gemeinde oder sonst einer Versammlung redend durchfechten müssten, welcher von beiden zum Arzt gewählt werden sollte, so würde nirgendwo an den Arzt gedacht werden; sondern der zu reden versteht, würde gewählt werden, wenn er wollte.“
Gute Rhetoriker sind – damals wie heute – fähig, zielorientiert und überzeugend zu kommunizieren, indem sie rhetorische Kunstfertigkeiten anwenden, ohne dass die Rede als konstruiert erscheint. Denn, dass sie „natürlich“ wirkt, mache sie erst „glaubwürdig“, schreibt Aristoteles.
Rhetorische Figuren sollen helfen, einen Text anschaulicher, lebendiger und klarer zu gestalten, um den Leser oder Zuhörer zu überzeugen. Nur „in der geschmückten und damit sprachlich vollkommenen Form wird der Gehalt der Aussage erkennbar”, behauptet zumindest der Literaturwissenschaftler Joachim Dyck.
Eine Sprache, die fesselt, motiviert und zum „Mitdenken“ einlädt, bewegt den Leser eventuell dazu, auch noch die nächste Seite zu lesen. Rhetorik ist also ein rezeptfreies Mittel, das gegen Längen und Wiederholungen im Text ebenso helfen kann, wie gegen schwammige und „ungehobelte“ Ausdrücke.
Sprachpuristen werfen den Rhetorikern seit der Antike vor, die „fesselnde, glanzvolle Rede“ blende den Leser und Zuhörer so stark, dass Wahrheitsgehalt und Schlüssigkeit nebensächlich würden.
Die bestechende Formulierung lege eine falsche Fährte und diene somit mehr oder weniger der Täuschung. Was Gorgias im Disput mit Sokrates nicht auf seiner Kunst sitzen lassen wollte. Wie bei jeder Streitkunst bestehe auch bei der Rhetorik die Gefahr des Missbrauchs. Aber nicht die Lehre sei böse, sondern die, „welche sie nicht richtig anwenden.“
Die Tropen der Griechen
Recht hat er, der Gorgias, wer möchte schon seine Leser langweilen und auf Mittel verzichten, Texte überzeugender zu gestalten, nur weil man diese Mittel auch missbrauchen kann? Mit geschickten Händen kann man schließlich auch besser stehlen als mit klobigen Fingern. Ist deshalb jeder virtuose Klavierspieler ein potenzieller Taschendieb?
Also nochmal: Wir gehen in dieser „Schreibstunde“ recht ausführlich auf die Tropen/Figuren ein, weil sie helfen können, unsere Texte flüssiger, anschaulicher, unterhaltsamer und „merk“-würdiger zu machen. Ungewöhnliche (aber nicht gewollt gesuchte) Formulierungen, ungewohnte Anordnungen im Satz versprechen nicht nur mehr Lese-Vergnügen, sondern bleiben auch besser im Gedächtnis haften.
Außerdem werden Sie bald feststellen, dass Sie ohnehin in ihrem aktiven Sprachschatz wesentlich mehr „Rhetorik“ verwenden als Ihnen vielleicht bewusst ist. Und sei es auch nur zum Scherz.
Der alte Greis, der schwarze Rappen sind gängige Pleonasmen, also eigentlich „überflüssige, redundante Beifügungen“. Weniger auffällig sind Pleonasmen wie Düsenjet (Jet = engl. Düse, Strahl) oder der beliebte Pulsschlag (pulsus lat. Schlag). Und wenn Sie bei einer La-Ola-Welle im Stadion (span. La ola gleich Welle) eine Chiffre-Nummer mit dem Nachbarn austauschen, denken Sie bitte daran, im Französischen bedeutet „Chiffre“ so viel wie Zahl, Ziffer oder Nummer.
Der „weiße Schimmel“ steht stellvertretend für alle Tautologien (gr. dasselbe). Ganz Spitzfindige machen allerdings feine Unterschiede bei den beiden Begriffen. Tautologie sei ein rhetorischer Kunstgriff, während Pleonasmen einfach eine sinnfreie Verdoppelung darstellen.
Ob die „tote Leiche“ nun ein Kunstgriff oder eine sinnfreie Verdoppelung ist, das müssen Sie selbst entscheiden. Viel Spaß dabei
Fünf Ziele, fünf Wege
Aus der fast unüberschaubaren Zahl rhetorischen Figuren habe ich einige ausgesucht und sie zu kategorisieren versucht. Die Auswahl ist eher willkürlich und nicht streng wissenschaftlich begründet. Es ging vielmehr darum, Ziele zu definieren, die mit rhetorischen Figuren/Tropen zu erreichen sind
Kategorie I. Das bessere Wort
Ziele:m: Wir ersetzen Wörter, Satzteile oder ganzen Sätze, um den Text anschaulicher und merkfähiger zu gestalten; um kürzer, treffender, einprägsamer zu formulieren;
um zu verbildlichen – und zu überraschen
ALLEGORIE (gr. für Anderssagen): bildliche Redeweise oder nutzen eines Sprachbildes, um abstrakten Begriffen und/oder Gedanken an-schaulich zu machen..
Bildliche Allegorie: In der Malerei steht die nackte Frau oft als Sinnbild für die Natur (Mutter Natur). Justitia mit verbundenen Augen steht für Gerechtigkeit, die ohne Ansehen der Person gilt.
Sprachliche Allegorie: In der Bild steht der Sämann für Gott, der Samen für das Wort Gottes, der Acker für die Menschheit.
gemischte Allegorie. Am Anfang und am Ende finden sich meist Ausdrücke in den eigentlichen Wortsinnen, die der Deutung und Auflösung der Allegorie dienen. Ein Beispiel aus „Antigone“ von Sophokles.
Kreon bezeichnet sich selbst als „Steuermann“ der Stadt. Theben, sagt er, befinde sich in einem „wilden Sturm“ – „Die Heimat uns beschützt und nährt. Auf diesem Schiffe fahren wir sicher und erwerben Freunde uns. Also gesinnt denk ich zu mehren diesen Staat.“
Grundlage der Allegorie ist die Metapher des Staatsschiffs. Der Steuermann ist der
Herrscher, der den Sturm (die Staatskrise) zu meistern verspricht.
METAPHER (gr. Übertragung) in der Rhetorik ein ‘verkürzter Vergleich‘; verkürzt um Vergleichspartikel („etwa“, “wie”).
BEISPIEL:Vergleich: Cäsar ist so stark wie ein Löwe.
BEISPIEL: Metapher: Cäsar, der Löwe.
Die Wirkung beruht auf dem „semantischen Bruch“. Der Mensch Cäsar wird als Tier bezeichnet. Das gemeinsame Merkmal ist die „Stärke“. Sie zeichnet Cäsar und den Löwen gleichermaßen aus. Die Metapher unterstellt also mehr als eine große Ähnlichkeit, sie behauptet eine scheinbare Identität.
Auch die Metapher soll helfen, die Aussagen lebendiger, bildhafter zu gestalten. BEISPIELE: Sauwetter – die Sonne lacht – Leseratte – Flüchtlingswelle.
Weitere Verwendungsbeispiele Metaphern:
Unbelebte Gegenstände als belebt darstellen:”
Die Eingeweide der Stadt“ (Kanalisation)
Nicht-Menschliches mit menschlichen Attributen ausstatten/personifizieren:
„Herz und Seele des Unternehmens“
„Der Herkules unter den Spülmitteln“
„Die Revolution frisst ihre Kinder“
Abstraktes soll sinnlich/ konkret erscheinen:
„Einen kühlen Kopf bewahren” – „flammender Zorn”
Weitere Beispiele für Lebendiges/Materielles – Tierisches/Menschliches – Technisches/Natürliches – Geographisches/Menschliches:
Wüstenschiff – Bärenstark – Nicht auf dem Radar haben – Der kranke Mann am Nil – Staatsorganismus
Wenn Sie Vergleiche oder Methapern einsetzen, dann prüfen Sie bitte, ob das Verfallsdatum der übernommenen Metapher nach jahrzehntelangem Gebrauch nicht längst abgelaufen ist. In diesen Fällen verzichten Sie bitte in Zeiten der „Informationsflut“ auf jedes „Meer an Tränen“, auf die „Ebbe in der Kasse“ und vor allem auf den „Fußball-Krimi“.
Denn, wenn Sie schon zu „Kreuze kriechen“ müssen, stellen Sie wenigstens niemanden „ein Bein“. Selbst dann nicht, wenn Sie mit ihrem Text „auf der Stelle treten“.
SYMBOL (Signum) oder Sinnbild) hier werden Dinge, Tiere, Pflanzen oder Farben mit Etiketten beklebt, die deren Eigenschaften „symbolisieren sollen: Schlange für das Böse – Waage für Gerechtigkeit, “Rot“ für Liebe.
PERIPHRASE (gr. Drum herumreden, Umschreibung). Der Begriff wird durch eine kennzeichnende Eigenschaft umschrieben. Die Figur soll helfen Wiederholungen zu vermeiden. Die Umwandlung erfolgt oft in mehreren Wörtern.
Periphrasen werden bei zahlreichen Ausdrücken genutzt. Beispielsweise auch bei Gattungs- und Eigennamen: Die Mutter der Nation für Merkel – Der Allmächtige für Gott
Umschreibung: Das Auge des Gesetzes für Polizei – Die ewigen Jagdgründe für das Jenseits – Halbgötter in Weiß für Ärzte.
AMPLIFICATION (lat. Verstärkung, Erweiterung, Vergrößerung, Ausschmückung über das hinaus, was zum Verständnis nötig wäre).
Dazu wird z.B. ein Sachverhalt oder Begriff aus verschiedenen Perspektiven heraus beschrieben. Genutzt werden Stilmittel wie Metaphern, Bilder und Übertreibungen. Dazu gehört vor allem auch die Auflösung eines Oberbegriffes in konkrete Einzelteile. Ziele: Emotionalisierung, Verdeutlichung und Aufmerksamkeits-Steigerung.
BEISPIELE: Im Kinderlied „Laterne, Laterne“ wird der Oberbegriff „Himmelskörper“ zerlegt in „Sonne, Mond, und Sterne“. Der Titel „Laterne“ wird durch die Verdoppelung akzentuiert.
Im Faust I definiert Goethe den Begriff „Glück“ als „Herz, Liebe und Gott.“ Also statt zu schreiben „Das nenne ich Glück“ heißt es: „Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!“-
Paul Gerhardt löste in seinem Kirchenlied 1648 die „Schlafenszeit“ so auf: „Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt und Felder.“
In allen Beispielen geht es darum, eine Situation, einen Begriff durch Details plastischer werden zu lassen.
PERSONIFIKATION (lat. Persona „Maske“, „Gestalt“)
PERSONIFIZIERUNG (jemand dient als Symbol für etwas; dass Gesicht eines Unternehmens oder Produkts).
Ziel ist die „Vermenschlichung“ und damit die erhöhte Identifikations-Möglichkeit des Lesers, Kunden mit abstrakten, anonymen Dingen, Produkten, Ideen oder Einrichtungen. Übertragen werden soll die Glaubwürdigkeit z.B. eines Testimonials auf das Produkt oder die menschliche Fähigkeit auf Tiere oder Sachen.
BEISPIELE: Tiere – Der schlaue Fuchs – Natur – Vater Rhein – Pflanzen – Blumenkinder, Kindergarten – Abstraktes – Der Herbst des Lebens – Länder – Frau Antje für Holland.
PERSONALISMUS/PERSONALISIEREN (Nach Duden: «Auf eine einzelne Person, auf einzelne Personen ausrichten»):
BEISPIELE: Politik – Merz statt Kanzler
Götterwelt- Neptun für Meer und Fische
Mode – Hugo Boss für Mode dieser Marke
Geschichte – Cäsar für römische Imperatoren
ARCHAISMUS (gr. alt, altertümlich, ehemalig): Nutzen eines Wortes, das im Alltagsgebrauch selten geworden ist, um so aufmerksam, nachdenklich zu machen.
BEISPIELE: Gevatter – Kehrwoche – Philister – Schäferstündchen – Sommerfrische – Kurschatten – Wählscheibe – Bandsalat – Hupfdohle
NEOLOGISMUS (gr. neu, Neuwort):Wortneuschöpfung (Funktion wie Archaismus)
BEISPIELE: Unkaputtbar, unabsteigbar, Neusprech, Denglisch
KATECHESE (gr. Missbrauch), Bildbruch – semantisch unsinnige, zuweilen widersprüchliche Verbindung mehrerer sprachlicher Bilder/Methapern, die erkennbar nicht zueinander passen, aber komisch wirken sollen.
BEISPIELE: Da kräht heute kein Arsch mehr danach –
Das ist nicht das Wahre vom Ei – Aus diesem Holz werden Waschlappen gemacht – Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf – Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen
Kategorie II. Das Ohr liest mit
Ziele: Den Text zum Klingen bringen durch Umstellungen, Wiederholungen, Betonungen, die helfen die Melodie, den Wohlklang der Sprache zu betonen.
ALLITERATION (lat. littera; zum Buchstaben) Deutsch: Stabreim, die am st wahrscheinlich im magisch-religiösen Bereich bei Beschwörungs- und Gebetsformeln. Die Lautmalerei hilft, sich den Text besser einzuprägen.
BEISPIELE für Klangfiguren: Fischers Fritze fischt frische Fische.
Zwillingsform: Kind und Kegel – Land und Leute –Kaiser und Könige– Freund und Feind
Substantiv + Adjektiv: rote Rosen – hehre Helden – heiße Hosen – heiliges Herz
Dreiklang: Mars macht mobil – veni, vidi, vici
ANADIPLOSE (gr. Wiederholung, Dopplung) wiederholt Ausdruck vom Satzende am Anfang der nächsten Zeile
BEISPIEL: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen (Marx)
ASSONANZ (lat. sonans: „klingend“) Halbreim bei dem die betonten Silben zweier oder mehrerer benachbarter Wörter den selben vokalischen Laut besitzen. Halbreim, weil nur die Vokale, aber nicht die Konsonanten gleich sind.
BEISPIELE: „Rang und Namen“ – „mit Brief und Siegel“ – Der Mond von einem Wolkenhügel – Lieber hieb ich hiesige Riesen
ANAPHER (gr. Wieder-Aufnahme) Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang mehrerer aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile.
Die Figur hilft den Text zu strukturieren und zu rhythmisieren.
BEISPIELE:„Es gibt nur vier Wege, Geld auszugeben: Gib dein Geld für dich selbst aus. Gib dein Geld für andere Leute aus. Gib anderer Leute Geld für dich aus. Gib anderer Leute Geld für andere aus.” (Milton Friedman, Wirtschafts-Nobelpreisträger)
Wer nie sein Brot mit Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß… (Goethe)
ANAPHORA (lat. Repetition) musikalisch-rhetorischeFigur für eine fortlaufende Wiederholung eines Themas in verschiedenen folgenden Sätzen:
BEISPIEL: „I have a dream that one day this nation will rise up, and live out the true/meaning of its creed: We hold these truths to be self-evident:/that all men are created equal.
I have a dream that my four little children will one day live in a nation where/they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character
EPHIPHORA (gr. Wiederkehr) ist die Wiederkehr desselben Wortes oder derselben Wortgruppe zum Ende aufeinanderfolgender Sätze oder Verse. Sie ist die Umkehr der Anapher, jedoch jünger und künstlicher als sie.
BEISPIEL: Was ist des Toren höchstes Gut? Geld/Was verlockt selbst die Weisen? Geld
EMPHASE (gr. Verdeutlichung, Hervorhebung Betonung). Emphatisch = eindringlich, mit Nachdruck, ausdrucksstark, begeisternd, beschwörend, nachdrücklich, inständig
BEISPIELE: In Dir muss brennen- Was du in anderen entzünden willst. (Kirchenlehrer Augustinus) –
Menschen, Menschen, falsche heuchlerische Krokodils Brut (Schiller).
„Vor 2000 Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte: Ich bin ein Bürger Roms.
Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: Ich – bin – ein – Berliner.“ (J.F. Kennedy, 1963)
Kategorie III. “Denk-mal”-Pflege
Ziele: Aufmerksamkeit erregen, nachdenklich machen. Wir versuchen den Leser zum Mitdenken anzuregen, um so den Text tiefer in seinem Kopf zu verankern. Die Mittel: Wortwitz, scheinbare Zustimmung, Über- und Untertreibungen.
IRONIE (gr. Verstellung, sich friedlich stellen) Das Argument wird scheinbar übernommen; der Autor macht sich scheinbar zum Komplizen, indem er Aussagen übernimmt, aufbläht und dadurch ad absurdum führt.
BEISPIELE: Schöne Bescherung – Das kann ja heiter werden – „Es genügt in dieser Sache nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.” (Verballhornung Karl Kraus, Schriftsteller)
Ironische Wendung scheinbar anerkannter Volksweisheiten:
Keine Regel ohne Ausnahme; ist die Regel – Niemand hat das Recht zu gehorchen (Hannah Arendt) –
Aus Erfahrung lernen wir, dass der Mensch aus Erfahrung nichts lernt (George Bernard Shaw) –
Ich weiß, dass ich nichts weiß (Sokrates) – Das einzig Beständige ist der Wandel (Heraklit) – Wirklichkeitsillusion (Thomas Mann)
EROTEMA (gr. Fragen, erotematisch = fragweise. Erotematik = Fragekunst). Da die Technik auch auf religiöse Themen angewendet wurde, hieß sie auch die „Katechetische“.
Und weil sie – nach der Weise des Sokrates – zur Entwicklung eigner Begriffe bei den Schülern dienen sollte, wird sie auch „Sokratische Methode“ genannt. Im „Sokratischen Dialog“ müssen sich Lehrer und Schüler gegenseitig befragen und wechselweise antworten; so dass es scheint, als sei auch der Schüler selbst Lehrer. Der sokratische Dialog lehrt also durch Fragen.
Hinter der Frage versteckt sich oft eine Aussage, die eigentlich justiziabel wäre. Die Behauptung wird deshalb durch eine Frage abgemildert.
BEISPIEL: Ich würde gerne wissen, wie Sie ganz persönlich zur Drogenproblematik stehen. Haben Sie beispielsweise Probleme mit Alkohol?
Fragen mit Gegenfragen ausweichen:
Auf die Frage „Wie alt sind Sie?“ könnten Sie beispielsweise kontern: “Wollen Sie auch noch meine Blutgruppe wissen?” – “Sammeln Sie Jahresringe?” – “Meinen Sie das biologische Alter oder möchten Sie wissen, wie alt ich mich fühle?” – “Heute fühle ich mich jünger!”
RHETORISCHE FRAGE
Dieses Stilmittel ist vermutlich das am häufigsten genutzte in der Umgangssprache. Es wird eine Frage gestellt, aber keine Antwort erwartet. Die Motive für die Frage sind unterschiedlich, z.B. Betonen einer Aussage oder Hinweis auf das Folgende (auch Teasern genannt).
BEISPIELE: Sie wollten schon immer wissen, was wirklich in Weißwurst steckt? Alles über eine bayerische „Geschmacksverirrung“ – gleich nach der Werbung.
Die Frage kann provozieren, verniedlichen, beleidigen oder den Zuhörer einbeziehen.
BEISPIELE: Was weißt Du schon über die Physik? – Habe ich es dir nicht gesagt? – Machen wir nicht alle Fehler? – – Bist du verrückt? – Wer hat sich das nicht schon mal gefragt?
EUPHEMISMUS (gr. schönreden, beschönigen)
Gegenstück Dys-phemismus (abwertend)
BEISPIELE: Paradies der Werktätigen (UdSSR) – Arbeiter und Bauernstaat (DDR)
Der Euphemismus ermöglicht zudem mäßigende oder vertuschende Formulierungen, um Tabus und soziale Normen zu achten und um Anstößiges zu umgehen. Das gilt beispielsweise für den sexual- und Fäkalbereich.
Mildern, schonen
BEISPIELE: Rubensfigur statt Übergewicht, entschlafen statt gestorben, abbauen statt alt und schwach, Akt statt Geschlechtsverkehr
Verhüllen, tarnen, vertuschen, verharmlosen:
Umsiedlung statt Vertreibung, Kollateralschadenstatt tote Zivilisten, Minuswachstum statt Rezession, Rationalisierung statt Einsparungen/Entlassungen, nuklearer Ernstfall statt Atomkrieg, Kern-Energie statt Atom-Energie, Ethnische Säuberung statt Völkermord.
HYPERBEL (gr. Übertreffung, Übertreibung) Siehe auch: HYPE (engl.), kurzfristig hochgejubelte Modephase)
Funktion: Die Überspitzung macht die Aussage durch die Übertreibung oder den Witz einprägsamer. Was macht den Grad der Erschöpfung deutlicher: „sehr müde“ oder „todmüde? Aber auch hier gilt: Übertriebene Übertreibungen schleifen sich schnell ab.
Weitre BEISPIELE: „Warum schaust du also auf den Splitter im Auge deines Bruders, beachtest aber nicht den Balken in deinem eigenen Auge?“ (Matthäus-Evangelium).
„Dort sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie Mühlräder.“ (Hans Christian Anderseng) – “Der Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde.“ (R.W. Emerson, bezieht sich auf den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg) – Ein Meer von Tränen – blitzschnell – Schneckentempo
LITOTES (Sparsamkeit/Zurückhaltung/Untertreibung) Durch eine bewusste, häufig ironische, Untertreibung wird etwas erst recht betont, ohne dass es arrogant wirken muss. z.B. “Meine Wenigkeit”.
„Der“ englische Humor lebt häufig von Litotes-Figuren (Understatement). Beispiel Monty Python in „Dinnerparty“:
Der Tod erscheint auf der Party, um alle Gäste zu holen. Ein Gast kommentiert: “Well, that’s cast rather a gloom over the evening, hasn’t it?” („Nun, das hat ein wenig Trübsinn in den Abend gebracht, oder?“)
OXYMORON (gr. scharf(sinnig) und moros dumm) Verknüpfung von Begriffen, die sich widersprechen oder gegenseitig ausschließen. Mit den sich logisch ausschließenden Begriffen soll die Aussage pointiert werden:
Falsche Tatsachen – Viva la Muerte (es lebe der Tod!) – „alter Knabe“ – „stummer Schrei“ – Gegensatz im Beiwort: traurig froh
Kategorie IV. Kreuz-, Doppel- und Widerworte
Ziel: Durch überraschende, ungewöhnliche Anordnungen, Kontrastierungen oder Steigerungen einprägsamer, emotionaler und eindringlicher schreiben.
KLIMAX (gr. Klimax = Leiter), Steigernde Reihung von Wörtern und Wortgruppen:
BEISPIELE: Es war einmal einer, der war klug. Sehr klug. Ungeheuer klug. – Für diese Aufgabe sollten Sie nicht nur Experte, sondern Koryphäe oder Genius sein.
Verliebt, verlobt, verheiratet. – Heute back’ ich, morgen brau’ ich, übermorgen hol’ ich der Königin ihr Kind. – Mein Bruder, mein Hauptmann, mein König“ (Herr der Ringe, Tolkien)
Antiklimax (Abfallende Reihung von Wörtern: Urahne, Großmutter, Mutter, Kind
PARALLELISMUS (gr. Para nebeneinander)
Mit dem Parallelismus lässt sich Identisches und
Gegensätzliches, Reihendes und sich Steigerndes ausdrücken. Ziel: Prägnanz des Gesagten verstärken.
Verstärkung von Identischem, Ähnlichem, /Tautologischem[4]. BEISPIELE: So muss ich dich verlassen, von dir scheiden (Schiller) – Wer hat, der hat
Gegensätzlich/antithetisch
BEISPIELE: Dunkel ist die Nacht, hell der Tag – heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee
Tri-kolon (dreigliedriger Parallelismus)
BEISPIEL: Den Mund aufmachen, der Vernunft reden und die Verleumder beim Namen nennen.
Bei analogen/tautologischen Figuren wird durch die Wiederholung der parallel gestalteten Glieder das Gleichbleibende betont:
BEISPIELE: Als ich noch ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind, urteilte ich wie ein Kind (Paulus, 1. Korintherbrief) – Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg“ (1. Paulus-Brief an die Korinther) – Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft. (Emil Zatopek)
Bei gegensätzlichen/antithetischen Aussagen unterstreicht der Parallelismus den Kontrast zwischen den parallel konstruierten Gliedern:
Schnell lief er hin, langsam kam er zurück. (Goethe) – „Die Nacht ist dunkel, der Tag ist hell.“ (Erich Kästner)
ANTITHESE (gr. Gegensatz) Bei dieser Figur wird ein semantischer Gegensatz scharf herausgearbeitet. Meist können die Begriffe, Urteile oder Aussagen der Einzelwörter unter einem (nicht genannten) Oberbegriff zusammengefasst werden: “Gut und Böse, Tugend und Laster”
Antithese vs. These: Antithesen-Figuren als Gegenbehauptung zu einer These:
BEISPIELE: Das Internet: Müllhalde der Information oder Demokratisierung der Kultur.
Kontrastierung (stilistische Gegenüberstellung): Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang. Schiller arbeitete gern mit dem Stilmittel der Antithese. BEISPIEL: „Der Herrscher muss hart sein können, und mein Herz ist weich.“ („Maria Stuart“)
„Es ist nicht genug, Empfindungen mit erhöhten Farben zu schildern, man muss auch erhöht empfinden“ (Schiller)
Der negative Satz gibt der Behauptung einen schärferen Umriss und grenzt sie gegen Missverständnisse ab.
CHIAISMUS (lat.: symmetrische Überkreuzstellung, nach dem griechischen Buchstaben X (Chi); symmetrische Überkreuzstellung von Wörtern, Begriffen, Satzgliedern oder Sätzen, die sich im Sinn widersprechen. Es folgen also zwei Wortpaare aufeinander in umgekehrter Reihenfolge. In Buchstaben ausgedrückt:
Chiasmus: a-b X b-a.
(a) Ich weiß nicht (b) was ich will, (b) ich will nicht (a) was ich weiß. (a) Er tut nicht (b) was er will, (b) er will nicht (a) was er tut.
Die Konstruktion verstärkt den Kontrast der Aussage, macht sie prägnanter und besonders einprägsam.
Weitere BEISPIELE: Horcht auf ihr Fürsten, Volk horch auf – Du bist groß, klein bin ich – Der Herr brach das Brot, das Brot brach der Herr – Ihr Leben ist dein Tod, ihr Tod dein Leben (Friedrich Schiller)
INVERSION (lat.: inversio = Umkehrung) verändert die übliche Reihenfolge der Satzglieder in einem Satz oder Satzteil. Sie vermindert vielleicht die Klarheit des Ausdrucks, erhöht aber seine Einprägsamkeit.
BEISPIELE: Röslein rot (Goethe) – der sündigen Menschen Erlösung (Klopstock)
SPO-OPS-Prinzip Veränderung der üblichen Wortstellung im Satz, z.B. Umkehrung der Reihenfolge von Subjekt und Prädikat, um das Wort hervorzuheben und/oder zu betonen.
BEISPIELE: Ein Eis (O) isst (P) Petra (S) also OPS) vs. Petra isst ein Eis (SPO)
Dich (O) sah (P) ich (S) und die milde Freude (O)
statt Ich (S) sah (P) dich und die milde Freude (O)
Kategorie V. Würzen durch Kürzen
Weniger ist manchmal mehr – Weglassen/Umschreiben/ Das Einzelne für das Ganze stellen, um Nachdenklichkeit durch Pausen, Verengungen und Brüche zu erzielen.
ELLIPSE (gr. Fehlen/Aussparen/Auslassen) Die Ellipse hilft umständliche Erklärungen abzukürzen und bringt die Aussage eingängig auf den Punkt. Außerdem: Lücken regnen den Leser zum Mitdenken an.
BEISPIEL: Es gibt zurzeit im breiten Umkreis kein Land, in dem es sich schöner leben ließe als in unserem.
Falls Sie dieser Text irritiert, dann kennen Sie wahrscheinlich das Original in der Form einer Ellipse:
„Kein schöner’ Land in dieser Zeit /Als hier das unsre, weit und breit.“
Weiteres BEISPIELE: Wenn das Ende gut ist, dann ist alles gut (Ende gut, alles gut)
ANAKOLUTH (gr. Nicht folgerichtig) Satzbruch (häufig in mündliche Rede) und Ausstieg aus einem Satz. Z.B. Also ich weiß nicht…-
Korrektur/Rückzug im Satz:
Sie ist wirklich nett…also meistens.
Umstieg von einer Konstruktion auf eine andere:
Wenn ich abends nicht einschlafen kann, ja manchmal denke ich dann…
SYNEDOCHE (gr. Synekdoche = Mitübernahme, Andeutung). Ein Wort wird durch einen anderen – engeren oder weiteren – Begriff mit ähnlicher Bedeutung ersetzt. Z.B. „Unser tägliches Brot (= Essen) gib uns heute.“
Synekdoche-Formen Übersicht pars pro toto: Solange du unter meinem Dach wohnst…Ein Teil vom Haus, das „Dach“ steht für das Ganze) – Das letzte Hemd (statt alles, was ich noch besitze.
totum pro parte: Deutschland ist Weltmeister. Das Ganze „Deutschland“ steht für einen Teil, die „Nationalmannschaft“.
genus pro specie: Das Eisen traf ihn in die Brust. Die Art/Gattung „Eisen“ steht für das Spezielle „Schwert“.
Individuum pro specie: Brot für die Welt. Das Einzelne „Brot“ steht für die Gattung „Lebensmittel“.
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SPICKZETTEL
Begriffe
Rhetorik: altgriechisch für Redekunst“ oder „Kunst der Beredsamkeit“.
Tropen: (Tropus; gr. Wendung) sind Ausdrucksmittel der „uneigentlichen Rede“. Das Gemeinte wird in ein Bild übertragen (Gesagtes). So soll eine „an-schaulichere“ Aussage entstehen; ein Gleichnis, ein treffender Vergleich. Bei Tropen wird meist nur ein eigentliches Wort durch ein uneigentliches Wort ersetzt.
Figuren: Bei rhetorischen Figuren werden häufig ganze Wortgefüge aus eigentlichen Worten umgewandelt. Die Grenzen zwischen Tropen und Figuren sind fließend. Die Begriffe werden deshalb häufig synonym verwendet.
Ich habe versucht, die wichtigsten rhetorischen Figuren in fünf Kategorien einzuteilen. Hier finden Sie nun eine Kurzfassung, die Sie z.B. als „Nachschlagewerk“ nutzen können.
Kategorie l I. Das bessere Wort
Ziel: Langweilige, abgegriffene Ausdrücke ersetzen, verbildlichen, umschreiben.
Allegorie = ein sinnliches Bild ersetzt einen abstrakten Begriff. z.B. Sensenmann für Tod – Amor für Liebe – blau für Treue
Metapher = Ein Satz wird verkürzt um Vergleichspartikel („etwa“, „wie”). Z.B. Caesar ist so stark wie ein Löwe. Metapher: Cäsar, der Löwe.
Metonymie = Umbenennung: ersetzter und ersetzender Ausdruck stehen in einem räumlichen, zeitlichen oder kausalen Kontext. BEISPIELE:
USA ziehen sich zurück (räumlich) – Das Mittelalter glaubte an … (zeitlich) – Fetzen flogen, weil… (kausal für Streit)
Periphrase = Umschreiben, um Wiederholungen zu vermeiden. Beispiele
Mutter der Nation (Merkel) – Vater des Wirtschaftswunders (Erhard) – sauerländischer Poltergeist (Merz)
Personifikation = Ein Name steht für eine Institution/Land o.ä. z.B. Uncle Sam – der deutsche Michel – Vater Rhein
Archaismus= ungebräuchlicher, älterer Ausdruck z.B. getreulich, Füllhorn, Liebesleid.
Neologismus = Neuschöpfung, Umgestaltung z.B. unabsteigbar
Kategorie II. Das Ohr liest mit
Ziel: Den Text zum Klingen bringen
Alliteration = gleicher Anlaut. z.B. Wild wogten weiland Wellen wider Wotans Wut
Anapher = Wiederaufnahme eines Wortes/einer Wortgruppe. BEISPIEL: Pfui über allen Tod. Durch Schwert, durch Feuer, durch Gift, durch Strick
Anaphora = Wiederholung am Anfang folgender Sätze: I have a dream, that one day….I have a dream – that my four little children…
Epiphora = Wiederholung am Ende folgender Sätze. BEISPIEL: Was ist des Toren höchstes Gut? Geld Was verlockt selbst die Weisen? Geld
Emphase = Betonung, Hervorhebung z.B. Menschen, Menschen, welche Brut…
Kategorie III. Denk-mal-Pflege
Ziel: Denkanstöße geben durch atypische Formen
Ironie = sich friedlich stellen, sich zunächst scheinbar zum Komplizen machen, das Argument aufblasen und es so ad absurdum führen. z.B. Großartig, wie du das hingekriegt hast
Paradoxon = scheinbarer oder tatsächlicher Widerspruch. z.B. ich weiß, dass ich nichts weiß
Erotema Fragekunst. Durch Fragen lehren und lernen, durch Fragen entlarven, zur Klarheit zwingen
Auch rhetorische Frage. Teasern (Aufmerksamkeit auf Nachfolgendes lenken), verniedlichen, provozieren
Hyperbel (Hype)= Überspitzung, einprägsame (oft witzige) Übertreibung. z.B. Ein Meer von Tränen – Todmüde
Litotes = Untertreibung/Understatement. z.B. Hochwasser in London. Der Butler meldet seiner Lordschaft: „The Thames, Sire.“
Euphemismus = Umschreiben, um zu verhüllen, zu verharmlosen, zu vertuschen, zu beschönigen. z.B. Ethnische Säuberung (Völkermord), Vollschlank (fett)
Kategorie IV. Kreuz-, Doppel-, Widerworte
Ziel: atypische Wortfolgen sollen aufmerksam machen.
Antithese= Gegensatz-Paarung. z.B. Gut und Böse, Hass und Liebe, Leben und Tod
Parallelismus = Wiederholung bei gleichem Aufbau, BEISPIELE: analog: Wer hat, der hat – konträr: Die Nacht ist dunkel, der Tag ist hell
Chiasmus = Überkreuzstellung der Satzteile a b + b a. BEISPIEL: Er tut nicht, was er will – Er will nicht, was er tut
Inversion = Veränderung der üblichen Reihenfolge im Satz- OPS-Prinzip statt SPO-Subjekt-Prädikat-Objekt. z.B. Ein Dieb ist er
Klimax= Steigende Reihung; Qualitativ oder quantitativ. z.B. Hunderte, tausende, zehntausende kamen – Gut, besser, Paulaner
Kategorie V. Würzen durch Kürze
Ziel: weniger ist manchmal mehr
Ellipse = Auslassen, kürzen, verdichten der Aussage. z.B. Kein schöner Land in dieser Zeit – Ende gut, alles gut
Anakoluth = Satzbruch; häufig in mündlichen Reden. Ausstieg aus einem beginnenden Satz. z.B. Ich weiß nicht, ich glaube…oder Korrektur/Rückzug im Satz: Sie ist wirklich nett…also meistens jedenfalls oder Umstieg von einer Konstruktion auf eine andere: Wenn ich abends nicht einschlafen kann, also ich nehme immer…
Synekdoche = Das ersetzte Wort ist enger oder weiter als der ursprüngliche Begriff. Die Bedeutungen beider Wörter sind ähnlich, aber nicht identisch
Synekdoche-Formen: Pars pro toto: Solange du unter meinem Dach wohnst (Ein Teil „Dach“ steht für das „Ganze“ Haus“)
totum pro parte: Deutschland ist Weltmeister (Das Ganze „Deutschland“ steht für einen Teil „Nationalmannschaft“)
Genus pro specie: das Eisen stach ihm in der Brust. (Die Art/Gattung „Eisen“ steht für das Spezielle „Schwert“)
Individuum pro specie: Brot für die Welt. (Das Einzelne „Brot“ steht für die Gattung/Kategorie „Lebensmittel“)
Vorschläge für Übungen
Im Internet finden Sie eine Fülle von Websites, die sich mit rhetorischen Figuren befassen. Besonders geeignet für Wiederholungs-Übungen erscheint mir die YouTube-Adresse. Übrigens, die Repetition (lat. Wiederholung) ist ebenfalls ein wichtiges rhetorisches Stilmittel.
Quellenhinweise
[1] Gorgias von Leontinoi , 483 oder 485 -396 oder 375 v.Chr.
[2] Sokrates 469 v. Chr. † 399 v. Chr.
[3] Platons Werke. GORGIAS. (De Rhetorica)
[4] Dopplung, Wiederholung, semitische Redundanz